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  • Lesen Sie hier eine Buchbesprechung der 2. Auflage von Hendrik Spinn & Ingo Fritzsche.

Vogelspinnen im Terrarium

Von: Meinhardt, Martin

Meinhardt, Martin (2005): Vogelspinnen im Terrarium. – Natur und Tier - Verlag, Münster; 127 S., 100 Fotos, 6 Grafiken, 16,8 x 21,7 cm, Paperback; ISBN 3-931 587-99-1; 19,80 €.

 

In diesem Buch über Vogelspinnen im Terrarium greift der Autor Martin Meinhardt auf seine über 20-jährige Erfahrung mit diesem Hobby zurück. Das vornehmlich an Einsteiger gerichtete Werk wurde sorgfältig recherchiert und bietet in erstaunlicher Anschaulichkeit sämtliche notwendigen Informationen, die für die erfolgreiche Pflege und Vermehrung gängiger Vogelspinnenarten notwendig sind.

Durch das hohe Maß an vermitteltem Detailwissen sollte man dieses Buch nicht unbedingt als eines von vielen unter der Einsteigerlektüre zu diesem Thema abstempeln. Aus diesem Grund kann auch der ein oder andere Fortgeschrittene seinen Nutzen daraus ziehen.

Optisch kommt „Vogelspinnen im Terrarium“ im tadellosen Hochglanzformat daher. Der stilistisch sehr gute Text wird durch zahlreiche brillante Farbfotos und einige Grafiken aufgelockert und ergänzt. Nur ab und zu wirken grundlos überdimensionierte Formate erschlagend und lassen dadurch etwas Bilderbuch- und Posteratmosphäre entstehen. In manchen Kapiteln ist etwas zu verschwenderisch mit Fotos umgegangen worden, die keinen konkreten Bezug zum Text entwickeln und dadurch sogar störend wirken. Auch hätte den Fotos, zumindest in bestimmten Fällen, das Geschlecht des abgebildeten Tieres zugeordnet werden können, da sich dies einem ungeübten Anfänger nicht immer von selbst erschließt. In einem Fall führt der Seitenverweis einer Abbildungsunterschrift zu einer falschen Abbildung, und der Leser steht im Regen.

Vom Platzbedarf dominiert neben dem Allgemeinen und Praktischen Teil das Kapitel, in dem einzelne Arten vorgestellt werden. Die Kapitel Schlusswort, Gesetze und Artenschutz, Artenliste, Adressen und Literaturverzeichnis vervollständigen das Werk.

Das ausführlichste erste Kapitel, „Allgemeiner Teil“, ist zwar sehr detailliert bearbeitet worden, doch scheint der Autor gerade im Hinblick auf die nicht immer saubere Gliederung etwas den Überblick verloren zu haben. Dies könnte sich unter Umständen auch auf die Erschließung des Textinhaltes durch Neulinge auswirken. So ist nicht nachvollziehbar, warum bestimmte Überschriften nicht im Inhaltsverzeichnis auftauchen, jedoch von der grafischen Gestaltung mit im Literaturverzeichnis aufgeführten Kapiteln auf einer Ebene stehen (z. B. beim Kapitel „Körperbau“ mit den nicht weiter gekennzeichneten Unterkapiteln „Äußerer Körperbau“ und „Anatomie“; die Anatomie bezieht sich zudem auf äußere und innere Körpermerkmale). Erleichternd wäre in diesem Zusammenhang auch eine numerische Untergliederung bis in die 2. oder 3. Hierarchie.

Während die im „Praktischen Teil“ gegebenen Empfehlungen zur Handhabung einer Vogelspinne durchaus positiv zu beurteilen sind, ist der Tipp zur künstlichen Kokonzeitigung gerade für Anfänger nicht nachahmenswert. Immerhin stellt dies ein erhöhtes Infektionsrisiko für die im Kokon befindlichen Eier und später ein erhöhtes Verlustrisiko durch ein falsches Feuchtemanagement dar. Gerade Anfänger haben diesbezüglich noch nicht die nötige Fingerfertigkeit entwickelt. Deshalb ist es unserer Meinung nach besser, den Kokon möglichst lange bei der weiblichen Vogelspinne zu belassen, auch wenn ein oft geringes Risiko des Gefressenwerdens besteht.

Im darauf folgenden Artenteil werden in alphabetischer Reihenfolge 20 meist leicht zu haltende Vogelspinnenarten näher mit Text und Abbildung vorgestellt. Leider sind dabei nicht alle wissenschaftlichen Namen auf dem neuesten Stand, obwohl das Kapitel „Artenliste“ durchaus diese Änderungen beinhaltet. Darin werden sämtliche bisher beschriebenen Vogelspinnenarten nach Gattungen und Arten alphabetisch geordnet und mit Bearbeiter und Herkunftsland dargestellt.

Im Unterkapitel „Spinne und Mensch“ findet man ein Zitat von Schmidt (1980), in dem beschrieben wird, wie große Vogelspinnen von südamerikanischen Einwohnern an der Leine geführt werden. Das fällt aber unter die Rubrik Tierquälerei, was entsprechend kommentiert werden sollte. Ebenfalls aus diesem Zitat wird erwähnt, dass die Tiere schnell zahm werden und sich in Grenzen dressieren lassen. Dies ist völlig widersprüchlich zu den von Meinhardt im Unterkapitel „Handhabung“ selbst gebrachten Informationen und hätte ebenfalls kommentiert werden sollen. Das fünfte Kapitel „Gesetze und Artenschutz“ gibt alle nötigen Informationen, die einem Vogelspinnenhalter vor der Anschaffung seiner Tiere vertraut sein sollten. Die ersten drei Unterkapitel „Rechtliche Grundlagen“, „Genehmigungspflicht“ und „Mietrecht“ befriedigen die Erwartungshaltung jedoch nicht. Vielmehr besitzt der Text allgemein erzählenden Charakter ohne konkrete Verweise auf bestimmte Gesetze. Die folgenden Unterkapitel zum Artenschutz sind dagegen sauber recherchiert und geben die genauen Bestimmungen wieder.

Meinhardt verzichtet zwar bewusst auf zu viele Zitate, um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, doch erscheint deren Verwendung im Text eher willkürlich, da viele Informationen nicht als gedankliches Allgemeingut angesehen werden können. Von den Zitaten im Text können darüber hinaus leider nicht alle im Literaturverzeichnis gefunden werden. Dafür enthält dieses aber alle wesentlichen Arbeiten über Vogelspinnen, die ein Anfänger für seine Fortbildung zu Rate ziehen sollte. In dieser Hinsicht ist vor allem das Adressen-Kapitel für die Orientierung und Kontaktaufnahme zu Vereinen, Stammtischen und für den Bezug fachspezifischer Periodika wichtig. Die ansonsten alphabetisch geführte Reihenfolge wirkt hier aber etwas parteiisch und selbstwerbend, da ausgerechnet das Terraristik-Fachmagazin REPTILIA vom selben Verlag an erster Stelle aufgeführt ist [das ist auch parteiisch und selbstwerbend, und das mit voller Absicht – so viel Eigeninteresse sei uns dann doch zugestanden, wenn wir uns schon bemühen, auf alle wesentlichen Quellen hinzuweisen – d. Red.].

Hendrik Spinn & Ingo Fritzsche

Publiziert in: REPTILIA, 58: 94–95