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Terrestrial-breeding frogs (Strabomantidae) in Peru

Von: Duellman, William E. & Edgar Lehr

Duellman, William E. & Edgar Lehr (2009): Terrestrial-breeding frogs (Strabomantidae) in Peru. – Natur und Tier - Verlag, Münster; 382 S., Hardcover; ISBN 978-3-86659-098-4; € 98,00.

 

Fundort irgendwo in Südamerika – braun, klein und im Falllaub sitzend:

Eleutherodactylus sp. 1 in unmittelbarer Nähe zu Eleutherodactylus sp. 2, darüber im Gebüsch ein weiteres Exemplar: Eleutherodactylus sp. 3, rufend. Welcher in den Neotropen arbeitende, an Fröschen interessierte Wissenschaftler kennt sie nicht, diese kleinen, meist braunen und schwer zu bestimmenden „Eleus“, die sich selbst in Fachbüchern häufig nur mit den „Artbezeichnungen“ 1, 2 oder 3 verewigt finden?

Etwa die Hälfte aller Amphibienarten lebt in den Tropen der Neuen Welt (Neotropen), die Südamerika, Mittelamerika und die Westindischen Inseln umfassen. 27 % (fast 900 Arten) der in dieser Region vorkommenden Frösche gehören zu einer großen Gruppe von Amphibienarten, die sich unabhängig vom Wasser fortpflanzen. HEDGES et al. (2008) präsentierten erstmals eine moderne Phylogenie und Klassifikation dieser Froschgruppe, die den Namen Terrarana erhielt. Sie umfasst Frösche, aus deren terrestrisch abgelegten Eiern unter Ausschaltung des Larvenstadiums direkt die Jungfrösche schlüpfen.

Peru mit seiner Vielfalt sehr unterschiedlicher Lebensräume ist prädestiniert für ein Studium dieser interessanten Amphibien. Im Jahr 2002 erschien – ebenfalls in der NTV-Wissenschaftsreihe – das viel beachtete Buch „Amphibien und Reptilien in Peru“ von Edgar LEHR, in dem er die Herpetofauna entlang dem 10. Breitengrad von Peru dokumentierte und eine Übersicht aller bis dato in dem Land beschriebenen Amphibien- und Reptilienarten gab. Zusammen mit William E. DUELLMAN widmet er sich in seinem neuen Buch nun ausschließlich dieser großen Familie von Ausnahmefröschen, deren Kennzeichen eine direkte Entwicklung, eben das Auslassen des aquatilen Kaulquappenstadiums ist. Die nach den phylogenetischen Untersuchungen im Jahr 2008 etablierte Familie der Strabomantidae, deren Arten vorher anderen Taxa zugeordnet wurden, wie beispielsweise der Gattung Eleutherodactylus (heute überwiegend Gattung Pristimantis) oder der Familie Leptodactylidae (Südfrösche), besteht gegenwärtig aus zwei Unterfamilien, 16–18 Gattungen und über 550 Arten. Die größte Gattung ist Pristimantis mit etwa 440 Arten, und sie steht im Mittelpunkt des Buchs.

Nach einer kurzen Einleitung über die Entdeckungsgeschichte der Strabomantidae in Peru, die Taxonomie der ehemaligen Gattung „Eleutherodactylus“ von den teilweise konfusen Anfängen bis zur modernen, von HEDGES et al. (2008) entwickelten molekularen Phylogenie der Terrarana, die Fortpflanzungsbiologie der Strabomantidae und einem Kapitel über Material und Methoden der Studien stellen die Autoren die Topografie, Physiografie, Klima- und Ökoregionen sowie die geologische und klimatische Geschichte Perus vor. Vorbildlich, detailliert und sehr verständlich führen sie den Leser in die Morphologie und Anatomie dieser Froschgruppe ein, z. B.: Wie unterscheide ich Männchen und Weibchen, wie Jungtiere und Adulte, was bei den Strabomantidae oft besonders schwierig ist?

Wegen der hohen Artenzahl und der großen äußeren Ähnlichkeit vieler Arten ziehen es DUELLMAN & LEHR vor, fünf nach geografischen Regionen getrennte Bestimmungsschlüssel zusammenzustellen. Es sind Schlüssel für die Regionen Cordillera Occidental und pazifisches Tiefland, Cordillera Central, nördliche Cordillera Oriental, südliche Cordillera Oriental und oberes Amazonasbecken. Auf fast 200 Seiten stellen die Autoren dann jede einzelne Art in Wort und Bild vor, und wir erfahren etwas über charakteristische Merkmale, Färbung, Ähnlichkeit mit anderen Arten, Verbreitung und Ökologie. Alle Fotos in diesem Kapitel sind farbig und bis auf sehr wenige Ausnahmen von hoher Qualität. Im Anschluss fassen die Autoren tabellarisch ihre Ergebnisse zur Biogeografie der Strabomantidae zusammen. Einem kurzen Kapitel zum Thema Artenschutz schließen sich das umfangreiche Literaturverzeichnis und eine detaillierte Liste der untersuchten Exemplare an. Besonders schön und übersichtlich ist der Abschluss des Buches: Auf 42 ganzseitigen, farbigen Landkarten zeigen die Autoren die Fundorte der untersuchten Arten.

Um es kurz zu machen: Das Buch ist super! Mit William E. DUELLMAN und Edgar LEHR haben wir zwei Autoren, die das interessante wie schwierige „Kapitel Strabomantidae“ gar nicht besser hätten darstellen können. Das Buch ist nicht nur Fachwissenschaftlern, sondern auch jedem Laien zu empfehlen, den die Biologie dieser Frösche ohne Kaulquappen interessiert. Ein Genuss, so ein Buch lesen zu dürfen!

Literatur
HEDGES, W.E. DUELLMAN & M.P. HEINICKE (2008): New World direct-developing frogs (Anura: Terrarana): Molecular phylogeny, classification, biogeography, and conservation. – Zootaxa, 1737: 1–182.

Publiziert in: REPTILIA, Nr. 83, 84–85.