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Fösche im brasilianischen Araukarienwald

Von: Kwet, Axel

Kwet, Axel (2001): Frösche im brasilianischen Araukarienwald. Anurengemeinschaften des Araukarienwaldes von Rio Grande do Sul: Diversität, Reproduktion und Ressourcenaufteilung. – Natur und Tier - Verlag GmbH, Münster, 192 S. + CD, 256 Farbfotos, 38 Sonagramme, 37 Tabellen, 28 Diagramme, ISBN: 3-931587-55-X, Euro 78,00, jetzt nur noch 48,00 €.

 

Das üppig illustrierte, farbige Buch über Frösche im brasilianischen Araukarienwald lässt erst beim zweiten Blick (nämlich den auf die innere Titelseite) erkennen, dass es sich um eine Dissertation handelt. Mit der Tübinger Doktorarbeit von Axel Kwet startet der Natur und Tier - Verlag eine Serie von Monographien, die Dissertationen aus der organismischen Biologie, mit Schwerpunkt Herpetologie, einem größeren Leserpublikum zugänglich machen will. Aus meiner – beruflich geprägten – Sicht ein äußerst löbliches Unterfangen, bildet eine derartige Monographienfolge doch gegenüber dem herpetophilen Flaggschiff des Verlages, der auch jenseits der Abbildungen buntschillernden „Reptilia“, ein quasi akademisches Gegengewicht.

Gegenstand der hier als Buch verlegten Dissertation von Axel Kwet sind die Frösche im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul, wobei der Schwerpunkt auf den Anurenzönosen der letzten Araukarienwälder in diesem Gebiet des Mata-Atlantica-Plateaus mit seinen tief eingeschnittenen Schluchten liegt. Ein besonderer Fokus liegt auf den Hyliden.

Der Arbeit vorangestellt sind mehrere Zitate des großen rheinischen Amerika-Reisenden, Sammlers und Naturforschers Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied, sowie eine ausführliche Danksagung. Diese reflektiert, von wie viel Hilfe und Unterstützung und von wie vielen helfenden Personen ein fünf Jahre währendes Freilandprojekt von der Planung bis zur Endauswertung abhängt.

Nachdem das dann folgende Kapitel 1 den aktuellen Kenntnisstand zur Thematik und die Zielsetzung der Arbeit umrissen hat, folgt als 2. Kapitel eine Schilderung des Untersuchungsgebietes, die auf Lage, Vegetation, Geologie, Klima und Gewässerverhältnisse eingeht. Im 3. Kapitel schildert Axel Kwet die Methoden, mittels derer er seine Ergebnisdaten erhoben und berechnet hat. Diese umfassen eine Vielzahl aut- und synökologischer Aspekte: Die Diversität der Anuren insgesamt, die Merkmale speziell der Hylidae, die Reproduktionsstrategien, die bei Anuren ja eine unglaublich spannende Vielfalt bilden, und mit denen auch die Bioakustik aufs Engste verzahnt ist. Verhaltensbeobachtungen eröffnen den Blick auf Territorialität einschließlich blutiger Kämpfe zwischen den Männchen verschiedener Froscharten und auf das vielfältige Paarungsverhalten. Schließlich sind es zönosenökologische Aspekte, die Axel Kwet am Beispiel der Hyliden abhandelt, und wo es um die Komplexität der Einnischungen geht.

All diese Daten werden dann vor dem Hintergrund eines beeindruckend umfangreichen Literaturverzeichnisses von fast 300 Titeln diskutiert. Die Zusammenfassung wird auch auf Englisch und in der Landessprache Brasiliens, Portugiesisch, gegeben, und vier Anhänge geben Zusatzinformationen: Dokumentation der den abgebildeten Sonagrammen zugrunde liegenden Daten, eine Liste der untersuchten Hyliden mit Depositionsangaben, eine Checkliste aller derzeit aus der Provinz Rio Grande do Sul bekannten Anurenarten, und: eine Froschstimmen-CD, die auch die akustischen Eindrücke vermittelt und überdies auch von mehreren Arten erstmalige Stimmaufnahmen publiziert.

Zum Schluss wird wieder ins Gedächtnis gerufen, was zwischendurch auch schon mal aus dem Blickfeld geraten konnte: Es handelt sich hier auch im Formalen um eine Dissertation, und ein bestimmter Teil der Buchauflage musste wohl als Pflichtexemplare bei der Universität Tübingen eingereicht werden. Dies scheint mir zu erklären, warum der Leser am Schluss auch mit dem Lebenslauf des Verfassers konfrontiert wird und dabei u. a. auch erfährt, in welchem Altenheim er seinen Zivildienst abgeleistet hat...

Doch sind so prachtvoll ausgestattete Dissertationen natürlich eine Ausnahme, und dem Verlag ist es zu danken, sich hier – trotz vermutlich eingeschränkter Gewinnchancen – so zu engagieren und dadurch die Weiterverbreitung biologisch-ökologischen Wissens in seiner engen Vernetzung zu fördern, hier am Beispiel der so reichen und diversen Anurengemeinschaft der südbrasilianischen Araukarienwälder. Dem Verlag also nochmal Respekt für den verlegerischen Mut, und dem Verfasser Anerkennung für seine bemerkenswerte Forschungsleistung!

Wolfgang Böhme

Publiziert in: REPTILIA, 37: 95