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Schildkröten im Gartenteich

Von: Müller, Veronika. & Wolfgang Schmidt

Müller, Veronika. & Wolfgang Schmidt (2002): Schildkröten im Gartenteich. - Natur und Tier - Verlag; 112 S.; 88 Farbfotos, 2 Zeichnungen; ISBN 3-931587-56-8; 19,80 €

 

Mit dem vorliegenden Buch möchten die Autoren, der ihrer Überzeugung nach immer größer werden Schar von Schildkrötenhaltern, die ihre Tiere im Teich un­terbringen möchten, Anre­gungen und Ratschläge an die Hand geben. Den An­spruch ein umfangreiches Nachschlagewerk zu liefern, haben die Autoren nicht, was unter Berücksichtigung des Buchumfanges auch nicht möglich wäre. Das Buch ist klar gegliedert und kann als handwerklich gut gelungen angesehen werden. Das Bildmaterial ist größtenteils von guter bis sehr guter Qualität. Bei der inhalt­lichen Beurteilung muss die deutliche Verbesserung im Vergleich zur ersten Ausgabe positiv hervorgehoben werden. Man erkennt, dass - nach Aussage der Autoren - auf das Wissen und die Unterstützung versierter Schildkrötenpfleger zurückgegriffen wurde. Um jedoch alle Fehler der ersten Auflage aus­zuschließen, wäre eine komplette Überarbeitung erforderlich gewesen. Offensichtlich haben die Autoren oder der Verlag die­sen Schritt gescheut. Als Folge davon weist auch die zweite Auflage zahlreiche Mängel und Fehler auf. Um nicht jeden ein­zelnen Fehler aufzuzeigen, möchte ich auf Grundlegende Män­gel des vorliegenden Werkes hinweisen. Wesentlich für die Hal­tung von Schildkröten im Gartenteich, ob nun temporär oder ganzjährig, sind die klimatischen Bedingungen. Dies ist vor allem in Mitteleuropa, wo wir den meisten im Buch genannten Arten nur semioptimale Bedingungen bieten können, von beson­derer Bedeutung. Zwar werden in einer Tabelle die mittleren Ta­gestemperaturen und die Sonnenscheindauer verschiedener Städte aufgelistet, doch zeigt die Auswahl der Städte und der Kli­maparameter dass Defizite beim Verständnis dieses Themen­komplexes vorliegen. Die Angabe der mittleren Tagestemperatur (korrekt müsste es mittlere Temperatur heißen) hat eine sehr geringe Aussagekraft. Eine Einbeziehung weiterer Klimaparame­ter in die Betrachtung (mittleres Maximum, mittleres Minimum, absolutes Maximum und absolutes Minimum der Temperatur) würden die vorliegenden klimatischen Unterschiede viel deutli­cher aufzeigen. So fehlt auch der Hinweis, dass vieles was bei­spielsweise in Weinanbaugebieten noch funktioniert, in anderen Gebieten, wie etwa auf der Schwäbischen Alb, Probleme berei­tet. Auch die vielfach erwähnte „Frostschutzsicherung" des Tei­ches mittels eines Aquarienheizstabes würde mir in kalten Winternächten den Schlaf rauben. Ein Stromausfall des örtlichen Stromversorgers ist gerade in den Wintermonaten immer einmal möglich. Auch ein Fehlerschutzschalter, und mit diesem müssen alle Steckdosen außerhalb des Hauses abgesichert sein, kann bei geringen Fehlströmen, beispielsweise ausgelöst durch das Anstei­gen der Luftfeuchte, seinen Dienst quittieren. Ein maximal 25 cm tiefer Teich, wie er für Clemmys guttata beschrieben ist, kann dann in einer wirklich kalten Winternacht zum Problem werden. Auch die Auswahl der beschriebenen Arten geht etwas an der Realität vorbei. Arten wie den Vertreter der Gattung Clemmys oder Emydoidea wird viel Platz im vorliegenden Werk eingeräumt. Einmal ganz davon abgesehen, dass bereits 2001 durch holmann & fritz die Gattung Clemmys in drei verschie­dene Gattungen aufgeteilt wurden (Clemmys, Glyptemys, Actinemys), sind diese Arten im Handel nur selten verfügbar. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Arten zumindest in Teil­bereichen ihres Verbreitungsgebietes stark bedroht sind, gehö­ren sie ohnehin nur in die Hände erfahrener Halter. Im Gegen­satz dazu werden die im Handel oft angebotenen Unterarten der Buchstaben-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta ssp.), mit der Ausnahme der Rotwangen-Schildkröte, nicht berücksichtigt. Die temporäre Haltung im Aquaterrarium wird zwar immer wie­der aus den unterschiedlichsten Gründen empfohlen, jedoch fehlt jeder Hinweis was bei einer solchen Haltung zu beachten ist.

Auf die Stressempfindlichkeit einiger Arten, hier sei exemplarisch C. guttata genannt, oder auf die sehr schwierige Eingewöhnung frisch importierter Tiere wird nicht eingegangen. Grundsätzlich wird der Anfänger, der sich vom vorliegenden Werk hilfreiche Anregungen erhofft, durch manchen Hin­weis auf dünnes Eis gelockt. Unverbindli­che oder schwammige Aussagen sind hier fehl am Platz, denn jede frei interpretier­bare Aussage kann zum Schaden der Pfleglinge gereichen. Aus den vorgenann­ten Gründen kann das Buch nur bedingt empfohlen werden.

Literatur:

Holman, J. A. & U. Fritz (2001): A new emydine species from the Medial Miocene (Barstovian) of Nebraska, USA with a new generic arrange-ment for the species of Clemmys sensu

McDowell (1964) (Reptilia: Testudines: Emydidae). - Zool. Abh. Mus. Tierkde, Dresden 51, Nr. 19 (2001): 321-344.

Matthias Mahn

 

Publiziert in: DRACO,4 (1), 13: 82-83